Chinesische Mentalität

Chinesische Marktstraße

Eine chinesische Marktstraße in Xian.

Wer mit der Transsibirischen Eisenbahn fährt und die manchmal kühle Art der Russen erfahren hat, kann sich bei der chinesischen Mentalität auf das genaue Gegenteil einstellen.

Anstarren

Bereits beim Ausstieg aus dem Zug wird man mit großen Augen angeguckt. In China ist man für jeden Menschen sofort als Ausländer erkennbar. Anders als in Europa gibt es in China nur wenige Zuwanderer aus anderen Kontinenten und auch Reisen in ferne Länder können sich die meisten Menschen nicht leisten. Für viele Chinesen ist man somit der erste Weiße, den sie in ihrem Leben sehen. Vor diesem Hintergrund kann man die neugierigen Blicke und die Bitten um gemeinsame Fotos sicherlich mit etwas mehr Verständnis begegnen. Während offenes Anstarren bei uns eher unhöflich und indiskret ist, ist es in der chinesischen Mentalität eher als ein Zeichen des Interesses und der Anerkennung. Die beste Art damit umzugehen, ist es meiner Meinung nach es genau so anzunehmen und sich durch die vielen Blicke geschmeichelt zu fühlen.

 

Alles ist kompliziert

Fast jeder China-Reisende macht die Erfahrung, dass in China alles kompliziert zu sein scheint. Egal, ob man ein Hostel-Bett buchen will, im Restaurant etwas bestellen will oder mit dem Taxi fahren will, die Standardantwort lautet oft „mei you“ (frei übersetzt: Gibts nicht). Man kann über die Gründe und Ursachen dafür sicherlich diskutieren. In dem guten Buch Reisegast in China habe ich gelesen, dass es damit zusammenhängt, dass viele Chinesen im Umgang mit Ausländern Angst haben, etwas falsch zu machen. Wer etwas falsch macht, gilt in der chinesischen Mentalität als Versager und daher macht man lieber gar nichts und sagt es ist nicht möglich.

Interessanter als die Ursache ist aber sicherlich, wie man als Reisender damit umgeht. Grundsätzlich sollte man sich im Klaren darüber sein, dass die Behauptung etwas ist nicht möglich, nicht viel wert ist. Wer sich direkt abwimmeln lässt und jede Aussage für bare Münze nimmt, wird in China so manche Enttäuschung erleben. Aber auch wenn man direkt ausrastet und laut wird, tut man sich keinen Gefallen. Ausrasten bedeutet in den chinesischen Mentalität Gesichtsverlust für beide Parteien und der Gegenüber wird einen dafür hassen. Am besten fährt man, wenn man ruhig und freundlich aber beharrlich bleibt und deutlich macht, dass man nicht eher gehen wird, bis der eigene Wunsch erfüllt ist. Im Einzelfall muss man natürlich entscheiden, wie viel Geduld einem sein Anliegen wert ist.

 

Spucken, Rülpsen und Schmatzen

Ja, dieses Vorurteil stimmt und ich konnte mich in den fünf Monaten, die ich in China verbracht habe nicht daran gewöhnen. Viele Chinesen spucken ständig auf den Boden und man hat teilweise Angst getroffen zu werden. Die Spucke wird lautstark aus den Tiefen des Rachens gesammelt und auf den Boden befördert. Diese Angewohnheit geht durch alle Bevölkerungsgruppen, egal ob Bauarbeiter, junge Frau in Designerkleidung oder Manager. Dabei ist es egal, ob man draußen, in einem Bus oder gar in einem Gebäude ist. Es nervt, aber es gehört eben zum Land dazu.

Weniger schlimm fand ich das Rülpsen und Schmatzen beim Essen. Es ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal darüber nachdenkt ist eigentlich nichts schlimmes oder unhygienisches daran. In der westlichen Welt hat man sich halt darauf geeinigt, dass sich so etwas „nicht gehört“. In der chinesischen Mentalität wird Essen sehr hoch geschätzt und man soll es in vollen Zügen genießen. Dafür finden es viele Chinesen ekelhaft, wenn man in ein Taschentuch schnäuzt und sich das Taschentuch anschließend in die Tasche steckt. Darauf sollte man in der Öffentlichkeit also lieber verzichten.

 

Fazit: So schlimm ist es nicht

Ich konnte auf dieser Seite die chinesische Mentalität natürlich nur anreißen, hoffe aber die für Reisende wichtigsten Aspekte erwähnt zu haben. Wer mit einer gesunden Portion Humor und einem Lächeln nach China geht, wird dort eine tolle Zeit erleben. Wer tiefer in die chinesische Mentalität einsteigen will, dem empfehle ich den Reisegast in China.