Reisebericht von Judith

Über mich

Ich bin Judith, 59 Jahre alt, wohne in der Nähe von Görlitz und kümmere mich um unser Haus, Grundstück und die Tiere, während mein Mann immer für längere Zeit beruflich in China weilt.

Dieses Jahr habe ich ihn im Herbst dort besucht und eine Alternative für den Rückflug nach Deutschland gesucht. Da bot sich die Transsib natürlich an. Obwohl mich alle für verrückt erklärten, habe ich das allein durchgezogen. Um mich im Vorfeld kundig zu machen, bin ich auf Transsib Tipps gestoßen. Die Ratschläge haben mir sehr geholfen.

Meine Reise

In der Mongolei

Bei meiner Heimreise aus China startete ich in Peking, fuhr bis Irkutsk und nach zweitägigem Aufenthalt dort, weiter bis Moskau.

Als ich im Abteil saß, war ich nur noch gespannt auf das, was kommt. Meine Aufregung legte sich aber schnell, denn es entwickelten sich interessante Gespräche mit meinem mitreisenden Weltenbummler. Er kam aus Australien und wollte bis Portugal. Ich war über mich selbst erstaunt, wie gut mein englisch noch war (ist ja doch schon länger her).

Die Grenzkontrollen waren ein Erlebnis für sich. Energisch, aber doch freundlich, nahm man uns die Pässe ab. Sehr beeindruckend fand ich auch den Wechsel der Untergestelle der Waggons, wegen der anderen Spurbreite in Russland.

In der Mongolei faszinierte mich diese unendliche Weite. In der Nacht hatte es geschneit und die Temperaturen waren bis auf -7 Grad gesunken und die Schaffner mussten ordentlich einheizen.
Leider ließ die Sauberkeit sehr zu wünschen übrig. Die ganze Zeit bis Irkutsk wurde nicht einmal gefegt oder die Toiletten gereinigt. Die Beiden saßen nur in ihrem Abteil und spielten mit dem Handy.

In der Stadt angekommen, bezog ich mein Hotel und ging auf Erkundungstour. Ich musste ja herausfinden, wo der Busbahnhof war, von dem ich aus, am nächsten Tag nach Listvjanka am Baikalsee starten wollte. Auf dieser Reise kam mir natürlich das Russisch zugute, das wir ja als DDR-Kinder erlernen mussten. Je länger die Reise dauerte, um so mehr Vokabeln fielen mir wieder ein.

Am Baikalsee

Am nächsten Tag saß ich dann, bei strahlendem Sonnenschein, in einem Minibus in Richtung Baikalsee. Für die rund 70 km bezahlt man nicht mal 2 Euro. Der Anblick war überwältigend. Ich bin dann vom Museum aus hoch zum Aussichtspunkt gelaufen und habe die Aussicht von oben genossen. Das war der Augenblick, von dem ich schon immer geträumt hatte – einmal den Baikal sehen!

Einen Tag später saß ich wieder im Zug und weiter ging es nach Moskau.Jetzt wurde es sehr voll und die Mitreisenden wechselten öfter. Wir hatten viel Spaß und aßen und tranken gemeinsam. Jeder steuerte etwas bei – eine tolle Erfahrung!

Die unendlich scheinenden Wälder Sibiriens, die an der Strecke auftauchenden, halb verlassenen Dörfer haben sich in mein Gedächtnis eingeprägt. Eigentlich wollte ich die Überquerung des Ural miterleben, aber leider erreichten wir das Gebirge gerade in der Nacht.

Dafür war der Service jetzt im Zug ausgezeichnet und alles war sauber. Viele haben mich nachher gefragt, wie ich diese „eintönige Landschaft“ so lange ausgehalten habe – für mich war es sehr beeindruckend und man sollte sich darauf einlassen, mal alles Andere loszulassen und es zu genießen.

In Moskau angekommen, ging es mit dem Taxi zum Flughafen. Auf der Fahrt dorthin war ich erstaunt über den großen Reichtum der Stadt. Und mir kamen die Gespräche mit den russischen Mitreisenden in den Sinn, in denen es um die Verteilung dieses Reichtums ging.

Nach reichlich 2 Stunden Flug war ich dann (leider) wieder zu Hause. Gerne wäre ich zwischendurch öfter ausgestiegen, aber das hat meine zur Verfügung stehende Zeit nicht zugelassen. Alles in Allem: Ich würde es wieder tun!

Meine Tipps

Ich würde mir meinen eigenen Schlafsack mitnehmen. Man muss schon ziemlich schmerzfrei sein, um in den schmutzigen Decken (trotz Bettwäsche) zu schlafen. Am meisten haben mich die dreckigen Scheiben gestört, da man kein vernünftiges Foto hinbekommen hat.

Ich habe mich als alleinreisende Frau zu keiner Zeit unsicher gefühlt habe. Auch nicht, wenn nur noch Männer im Abteil waren.

Gestaunt habe ich, daß man bei dem Krach und Geschunkel des Zuges so gut schlafen kann.
Ich habe nicht viel zu beanstanden. Man muss sich einfach darauf einlassen, so zu reisen.